Welche Migräne Therapie ist zeitgemäß?

Aktuelle Migränetherapie 2025

Migräne ist eine komplexe neurologische Erkrankung mit erheblichen Auswirkungen auf Lebensqualität und Funktionalität. Die Therapie der Migräne hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Hierbei ist steht  bei neueren Forschungen vorwiegend die Wirkung von CRGP im Vordergrund.

CRGP (Calcitonin-Gene-Related Peptide) wirkt stark gefäßerweiternd (vasodilatatorisch) und pro-inflammatorisch. Es ist ein Neuropeptid, das in den sensorischen Nervenendigungen – v.a. im Trigeminusnerv- freigesetzt wird. Migränepatienten zeigen während der Attacke erhöhte CGRP-Spiegel im Blut. CRGP-Rezeptor-Blocker verhindern das Andocken von CRGP am Rezeptor und behindern damit die Migräne..

Die klassischen Analgetika und auch die Triptane sind generell weiterhin primär bei Migräne-Anfällen einzusetzen.

Die gegen CRGP wirkenden monoklonale Antikörper  sind als „klassische“ CRGP-Rezeptor-Blocker gut wirksam.

Gepante sind eine neue Stoffgruppe, die als kleine Nichtpeptide CRGP-Rezeptor-Blocker in der Akut- wie auch in der Prophylaxe eingesetzt werden können.

Es werden auch Nicht-medikamentöse Verfahren wie Akupunktur, transkranielle Magnetstimulation und Lebensstilinterventionen eingesetzt.

Die 🕸️deutsche S1-Leitlinie zur Migränebehandlung (2022/2023, zuletzt adaptiert 2024) gibt dabei eine strukturierte Therapieempfehlung, die sich an Schweregrad, Häufigkeit und Patientenprofil orientiert.

Wir benötigen derzeit 2 Therapieformen:

    1. Akuttherapie: Medikamente, die zu Beginn/im Migräne-Anfall genommen werden
    2. Intervalltherapie: Vorbeugung vor weiteren Migräne-Anfällen (auch als Prophylaxe-Therapie bezeichnet)

Akuttherapie

Wirkstoffklasse Beispiele Bemerkung
NSAR Ibuprofen, ASS, Naproxen Mittel der ersten Wahl bei leichter bis mittelschwerer Migräne
Triptane Sumatriptan, Rizatriptan, Zolmitriptan Sehr wirksam bei mittelschwerer bis schwerer Migräne
Antiemetika Metoclopramid, Domperidon Bei Übelkeit; auch zur Unterstützung der Resorption von oralen Medikamenten
Lasmiditan (neu) Reyvow® 5-HT1F-Agonist, nicht vasokonstriktiv – Alternative bei kardiovaskulären Risiken
Gepante (neu) z.B.:
Rimegepant, Ubrogepant
Dies sind CGRP-Rezeptor-Antagonisten. Sie haben keine gefäßverengende Wirkung

Verfügbare CRGP-Rezeptor-Antagonisten

In Deutschland und Österreich sind derzeit (Stand: 2024) mehrere CGRP-Antagonisten verfügbar, die entweder als monoklonale Antikörper oder als orale Rezeptorantagonisten (sogenannte Gepante) zugelassen sind.

Monoklonale Antikörper (zur Prophylaxe)

Diese Antikörper wirken entweder gegen das CGRP selbst oder gegen seinen Rezeptor. Sie werden in der Regel einmal im Monat subkutan verabreicht.

Medikament

Wirkstoff

Wirkmechanismus

Verfügbarkeit

Aimovig®

Erenumab

Anti-CGRP-Rezeptor

D & AT

Ajovy®

Fremanezumab

Anti-CGRP-Antikörper

D & AT

Emgality®

Galcanezumab

Anti-CGRP-Antikörper

D & AT

Vyepti®

Eptinezumab

Intravenöse CGRP-Hemmung

D & AT (verfügbar, aber selten verschrieben)

Gepante (orale Akut- und Prophylaxetherapie)

Diese Medikamente blockieren den CGRP-Rezeptor direkt und können oral eingenommen werden.

Medikament

Wirkstoff

Zulassungsstatus

Bemerkung

Vydura®

Rimegepant

D & AT zugelassen

Akut + Prophylaxe, seit 2023/2024

Qulipta®

Atogepant

EU-Zulassung 2023

Noch nicht in Österreich erhältlich (🕸️Quelle)

Ubrelvy®

Ubrogepant

In EU nicht verfügbar

Nur USA-Zulassung derzeit

In Österreich ist Rimegepant (Vydura®) seit Jänner 2024 mit chefärztlicher Bewilligung erstattbar (No-Box-Präparat).

Atogepant ist noch nicht auf dem Markt in Österreich, obwohl die EU-Zulassung vorliegt.

Weiterführende Quellen

Migräne-Prophylaxe

Indikation laut Leitlinie:

    • ≥3 Attacken pro Monat
    • Hohe Belastung oder lange Attacken
    • Unzureichende Wirkung oder Unverträglichkeit der Akuttherapie
Substanzklasse Beispiele Bemerkung
Betablocker Metoprolol, Propranolol Erste Wahl
Kalziumantagonisten Flunarizin Gut wirksam, besonders bei Schlafstörungen
Antikonvulsiva Topiramat, Valproinsäure Effektiv, aber mit teils starken Nebenwirkungen
Amitriptylin Besonders bei komorbider Depression/Schlafstörung
CGRP-Antikörper (biologisch neu!) Erenumab, Galcanezumab, Fremanezumab Sehr wirksam, teuer, bei therapierefraktärer Migräne empfohlen
Onabotulinumtoxin A Botox® Zugelassen für chronische Migräne (≥15 Tage/Monat)

Aktuelle Arbeiten zur Migränetherapie (Stand 2024)

Die Therapie der Migräne hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Neben klassischen Analgetika und Triptanen werden heute gezielt wirkende monoklonale Antikörper, Gepante, nicht-medikamentöse Verfahren wie Akupunktur, transkranielle Magnetstimulation und Lebensstilinterventionen eingesetzt. Die deutsche S1-Leitlinie zur Migränebehandlung (2022/2023) gibt dabei eine strukturierte Therapieempfehlung, die sich an Schweregrad, Häufigkeit und Patientenprofil orientiert.

 Hier eine Auswahl von 10 Arbeiten, die einen guten Überblick geben:

1. Monoklonale Antikörper gegen CGRP

    • Erenumab, Fremanezumab, Galcanezumab hemmen das CGRP-System und reduzieren signifikant die Migränehäufigkeit.
      • Laut aktuellen Studien liegt die Reduktion von Migränetagen bei bis zu 50% bei chronischen Migränepatienten.
      • Quelle: Weiler et al., 2017. 🕸️PDF

2. Gepante (CGRP-Rezeptorantagonisten)

    • Neue orale Akuttherapien wie Rimegepant oder Ubrogepant sind besonders hilfreich für Patienten, die Triptane nicht vertragen.
      • Sie wirken schnell, ohne vasokonstriktive Nebenwirkungen.
      • Quelle: Poß-Doering et al., 2024. 🕸️Link

3. Nicht-medikamentöse Verfahren

    • Akupunktur zeigte in kontrollierten Studien signifikante Effekte gegenüber Placebo bei Reduktion der Anfallshäufigkeit.
    • Auch Manuelle Therapie, Osteopathie, Biofeedback und Verhaltenstherapie gelten als wirksam.
    • Quelle: Kumar et al., 2013. 🕸️Thieme Connect

4. Triptane & NSAR

    • Weiterhin Standard bei der akuten Attackenbehandlung.
    • Sollen möglichst früh im Anfall eingesetzt werden.
    • Quelle: Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) Leitlinie 2022 (AWMF-Registernummer 030/057)

5. Botulinumtoxin Typ A

    • Einsatz bei chronischer Migräne nach NICE-Kriterien, nur bei mehr als 15 Kopfschmerztagen/Monat.
    • Quelle: Brinkmöller et al., 2024. 🕸️ResearchGate PDF

6. Pflanzliche/Komplementärmedizinische Ansätze

    • Evidenz für Pfefferminzöl, Magnesium, Riboflavin, Coenzym Q10.
    • Keine klare Empfehlung in Leitlinien, aber zunehmend in Praxis angewandt.
    • Quelle: Bijak et al., 2014. 🕸️ScienceDirect

7. Transkutane Vagusnerv-Stimulation (tVNS)

    • Nicht-invasive Neurostimulationsverfahren (z. B. GammaCore) sind CE-zertifiziert.
    • Bisherige Studienlage moderat, aber vielversprechend.
    • Quelle: Kraya & Zierz, 2014. 🕸️Link

8. Neuromodulation & Verhaltenstherapie

    • Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) verbessert die Attackenkontrolle und reduziert Begleiterscheinungen wie Angst oder Depression.
    • Quelle: Zajicek, 2021. 🕸️ PDF

9. Cannabinoide

    • Studienlage uneinheitlich. Potenzieller Einsatz bei therapieresistenter Migräne, jedoch nicht leitlinienempfohlen.
    • Quelle: Elsaid, 2024. 🕸️PDF

10. Leitlinie Migräne (S1-Leitlinie, 2022/2023, AWMF 030-057)

    • Empfiehlt eine stufenweise Therapie abhängig von Attackenfrequenz, -dauer, -intensität und Wirkung bisheriger Therapien.
    • Fokus liegt auf Individualisierung, regelmäßiger Evaluation und ajksdfhasäldfjlkasjdfökhadsflkasdfKombination von pharmakologischen und nicht-pharmakologischen Verfahren.

Download der Leitlinie:

🕸️AWMF Register Leitlinie 030/057