Druckläsionen peripherere Nerven

Einteilung

Druckeinwirkung auf den Nerven oder das umgebende Gewebe führt über die lokale mechanische Alteration einerseits und eine Ischämie der Vasa nervorum andererseits zu Funktionsstörungen.

Kurzdauernde Druckeinwirkung

„Schlaflähmungen“, ungünstige Körperhaltung und –lage bei Schlafmittelintoxikation und Drogenrausch, Lagerungsschäden bei Narkosen, haben prinzipiell eine günstige Prognose. Konservative Therapie, wie unten abgegeben, und engmaschige Überwachung, um bei verzögerter Rückbildung Sekundärprobleme nicht zu übersehen.

Kompartmentsyndrome und Zirkulationsstörungen

Neben dem Tibialis-anterior-Syndrom kann es auch an zahlreichen anderen Stellen zu Kompartmentsyndromen kommen. Erst- bzw. Allgemeinmaßnahmen sind Flachlagerung der betroffenen Extremitätenabschnitte (arterielle Einstrom), Stabilisierung der Kreislaufsituation, Entfernen einengender Verbände (zirkuläre Verbände!), Korrektur von Blutgerinnungsstörungen. Bei Kompartmentsyndromen dringliche operative Entlastung. Bei Schienen und Gipsverbänden durch Polsterungsfehler manchmal auch direkte mechanische Nervenläsion (Fibulaköpfchen, Ellbogen). Prognose abhängig von Dauer und Ausmaß der schädigenden Einwirkung. Beste Aussichten bei raschen und entschiedenem Eingreifen.

Chronische Druckschäden und Engpass-Syndrome

Pathogenetische Faktoren 

  • anlagebedingte Engstellen im Verlauf der Nerven
  • ungünstige Körperhaltungen und -bewegungen
    • habituelles Überkreuzen der Beine
    • Arbeiten mit aufgestützten Ellenbogen
    • u.a.
  • Raumforderungen in enger Nachbarschaft der Nerven
    • Tumoren
    • Lymphknoten
    • chronische Hämatome
  • internistische Probleme
    • Hypo-, Hyperthyreose
    • Akromegalie

Diagnostik

siehe auch Schädigung peripherer Nerven

Zur Diagnosestellung und Lokalisation des Läsionsortes sind in der Regel neurophysiologische Zusatzuntersuchungen unverzichtbar und normale Befunde genauso wertvoll wie pathologische.

Therapie

Wichtigste Aufgabe ist die Entscheidung über konservatives versus operatives Vorgehen.

  • Bei Schmerzen und Paresthesien ohne sicheres motorisches oder sensibles Defizit ist in der Regel Abwarten und konservative Therapie gerechtfertigt. Ruhigstellung der betreffenden Gliedmaßenabschnitte, Einsatz von speziellen Hilfsmitteln (dorsale) Nachtschiene bei Karpaltunnelsyndrom (CTS), Polsterung des Ellenbogens bei Sulcus-ulnaris-Syndrom), Vermeidung von verschlimmernden Körperhaltungen oder Bewegungen, u.U. Gewichtsreduktion, Behandlung internistischer Grunderkrankungen. Einsatz von nicht-steroidalen Antiphlogistika wie Diclofenac (VoltarenŽ) 3x50mg/d p.o. über 14 Tage. Zusätzlich Diclofenac Emulgel (VoltarenŽ Emulgel) mehrfach täglich auf die Hautoberfläche über der Engpaßstelle einreiben. Passive und aktive Bewegungsübungen. Klinische Kontrollen; falls mehrwöchige Therapie ohne Erfolg (EMG/NLG-Kontrolle), Indikation zur chirurgisch-mikroskopischen Neurolyse.
  • Bei CTS in und nach der Schwangerschaft keine operative Therapie, da in der Regel spontane Rückbildung; evtl. Therapieversuch mit Diuretika. Symptome (N. medianus) von seiten eines Processus supracondylaris (bzw. Ligament von Struhler) sollten sofort operativ angegangen werden.
  • Bei Therapieversagen bzw. irreversiblen Schäden kommen der Einsatz von Hilfsmitteln und Ersatzoperationen in Betracht .

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