Botulismus

Klinik

In den ersten 24h nach der Intoxikation finden sich vor allem unspezifische gastrointestinale Beschwerden, einen halben bis mehrere Tage später treten dann die typischen, überwiegend anticholinergen Symptome auf. Häufig sind Mundtrockenheit, Akkommodationsstörungen und Schluckbeschwerden, aber auch Augenmuskelparesen sowie generalisierte deszendierende Lähmungen, Obstipation und Urinretention. Sensibilitätsstörungen und psychische Auffälligkeiten finden sich nicht.

Pathogenese

Botulinumtoxin bindet sich nach oraler Aufnahme schnell und irreversibel an die neuromuskuläre Synapse. Dort verhindert es die Freisetzung von Acetylcholin. Die Giftaufnahme erfolgt meist durch hausgemachte Konserven, in denen die Sporen des anaeroben Giftbildners Clostridium botulinum nicht ausreichend inaktiviert wurden. Die Toxine der verschiedenen Stämme von C. botulinum sind immunologisch verschieden und erfordern deswegen die Gabe von unterschiedlichen Antitoxinen.

Diagnostik

Wichtig ist es, beim Auftreten der typischen Symptomenkonstellation an eine mögliche Intoxikation mit Botulinumtoxin zu denken, damit die erforderliche Gabe von Antitoxin möglichst rasch erfolgen kann.

  • Differentialdiagnostisch müssen die anderen Störungen der neuromuskulären Übertragung ausgeschlossen werden, ebenso eine Vergiftung mit Anticholinergika, die akute intermittierende Porphyrie, Enzephalitiden etc.
  • Der Tensilon®-Test kann fraglich positiv ausfallen, weshalb damit keine sichere Abgrenzung zur MG möglich ist.
  • Die Befunde der repetitiven Stimulation entsprechen denen des LES

Therapie

  • Sofortmaßnahmen bei Verdacht auf Botulismus
    • Überwachung des Patienten auf Intensivstation
      • EKG-Monitoring
      • Vitalkapazität, Blutgase engmaschig kontrollieren
      • wenn Vitalkapazität < 30%: Intubation, Beatmung
      • Magenspülung und Laxanziengabe sind indiziert (auch bei mehrere Stunden zurückliegende Intoxikation)
  • Längerfristige Kontrollen der Blasenfunktion
  • Low-dose-Heparinisierung
  • Antitoxin:
    • diagnostische Nachweis des Toxins kostet Zeit
    • daher: bei Verdacht und ausgeprägter klinischen Symptomatik, möglichst schnell die Gabe von trivalentem Antitoxin (Fa. Behring, Tel. +49 64 21/390, oder evtl. Zentralapotheken von Krankenhausverbund).
    • Zur Gabe des Antitoxins muss ein Intrakutantest zum Ausschluss der Überempfindlichkeit gegen Pferdeserum durchgeführt werden.
      • Bei Überempfindlichkeit, aber lebensbedrohlicher Symptomatik: Antitoxins unter entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen verabreichen.
  • Guanidin:
    • Falls erforderlich, Guanidin-HCl 15 – 40 ml/kgK/d in Wasser gelöst auf 3-4 orale Einzeldosen verteilt.
    • cave: toxische Nebenwirkung und intestinale Unverträglichkeit.

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