Polyneuropathien, Diagnostik

Diagnostik

Elektrophysiologie

Die Anwendung elektrophysiologischer Tests erlaubt in der Regel Klassifizierung und therapeutische Verlaufskontrolle einer PNP.

Elektroneurographie

Es finden sich unterschiedliche Ergebnisse je nach axonaler oder demyelinisierender PNP. Bei axonaler Läsion liegen normale oder grenzwertig pathologische NLGs vor. Typisch ist eine partieller proximaler oder distaler Leitungsblock mit entsprechender Amplitudenverminderung der motorischen und sensiblen Potentiale. Bei der PNP mit rasch einsetzender Demyelinisierung steht eine Verzögerung der motorischen und sensiblen NLG im Vordergrund. Die Latenz bis zum Auftreten der Veräderung kann bei akuten PNP etwa 7-14 Tage dauern. Durch sensible und motorische NLG können die distalen, durch H-Reflex, die F-Wellen-Messung und fraktionierte Ableitung der SSEP die proximalen Abschnitte sensibler und motorischer Nerven (Wurzelgebiete) untersucht werden. Untersuchung autonomer Nerven siehe autonome PNP.

Elektromyographie

Charakteristische Veränderungen finden sich als Zeichen akuter und chronischer Denervierung. Pathologische Spontanaktivität ist als Ausdruck einer akuten PNP mit axonaler Läsion oder Waller-Degeneration. Latenz bis zum Auftreten erster Zeichen 10-14 Tage (z.B. akutes Guillain-Barré-Syndrom). Bei chronischer PNP mit axonaler Läsion findet sich ein chronisch neurogener Umbau der motorischen Einheiten.

Liquoruntersuchung

Eiweißvermehrung ohne Pleozytose findet sich bei zahlreichen PNPs mit Wurzelbeteiligung. Dieser Befund ist alleine noch nicht pathognomonisch für entzündliche Polyradikuloneuropathien. Exzessive Eiweißwerte um 5-10g/l finden sich allerdings nur beim akuten Guillain-Barré-Syndrom (GBS). Diese Eiweißvermehrung kann mit einer Latenz von 5-10 Tagen nach Beginn der klinischen Symptome verzögert auftreten. Liquor-Pleozytosen sind keine Seltenheit im Anfangsstadium einer Polyneuropathie. Höhere Zellzahlen allerdings sind ein starker Hinweis für eine Meningoradikuloneuritis (Lyme-Borreliose) nach Zeckenbiß.

Nervenbiopsie

Entnahme des N.suralis im Außenknöchelbereich. in der Regel Nerv- und Muskelbiopsie. Die Indikation zur Nervenbiopsie sollte wegen der z.T. unangenehmen Begleitkomplikationen sehr streng gestellt werden (Amyloidose, Leukodystrophie, Vaskulitis, hereditäre PNP, Immunneuropathien).

Komplikationen

  • Neurombildung
  • Infektionen
  • Anaesthesia dolorosa im Innervationsgebiet

Serologische Untersuchungen

  • Eiweißanalyse (Elektrophorese, Immunelektrophorese, Messung von Kryoglobulinen, Kälteagglutinine)
  • BSG
  • Rheumafaktoren
  • Antikörper gegen DNS
  • Erregernachweis
  • Borrelien
  • HIV
  • Lepra (ICD9: 030)
  • Diphtherie (ICD9: 032)

etc.

  • B-Vitamine, Folsäure (einschließlich Schilling-Test)
  • Messung des Hämoglobin-Abbaus (Delta-Aminolävulinsäure, Schwartz-Watson-Test)

Tumornachweis

  • Röntgen (Thorax, Lunge)
  • Knochenszintigramm
  • Sonographie (Leber, Abdomen, Niere)
  • Untersuchung auf okkultes Blut im Stuhl, etc.
  • Polyradikuloneuropathien

Es lassen sich eine akute (Landry-Paralyse, Guillain-Barré-Syndrom) sowie zwei chronische Formen, die chronisch progressive (CPIP) und die chronisch rezidivierende (CRIP) idiopathische Polyradikuloneuropathie unterscheiden.

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