Bewusstlosigkeit und Koma

Eine flüchtige Bewusstlosigkeit wird als Synkope bezeichnet, länger dauernd, bezeichnet man sie als Koma. Die Ursachen eines Komas können im Gehirn selbst, aber auch außerhalb in den anderen Organsystemen liegen.

Befunde

Akutdiagnostik

Folgende Maßnahmen sollten, wenn der Allgemeinzustand des Patienten es erlaubt, umgehend durchgeführt werden:

  • allgemeine körperliche Untersuchung (speziell vitale Funktionen)
  • klinisch-neurologische Untersuchung (fokale Ausfälle, Komatiefe, evtl. Komaskala)
  • CCT zum Nachweis struktureller Schädigungen (Blutung, Tumor, Entzündung, indirekte Hirndruckzeichen)

Labortests

  • sofort Blutzucker, Elektrolyte, Nierenwerte, Blutbild und Hämatokrit, arterielle Blutgase, später evtl. Leberwerte, Gerinnung, Toxinnachweis (Blut und Urin asservieren), Endokrinologie, Liquorpunktion

EEG

Beurteilung der Komatiefe; Intoxikationszeichen,; Herdbefunde

weitere Diagnostik

in Abhängigkeit von der Klinik und von obigen Testergebnissen

Therapie

Akutmaßnahmen

Unspezifische Akutmaßnahmen entsprechend ABC-Regel müssen evtl. bereits vor der Einleitung der Diagnostik erfolgen.

  • Atemwege freimachen und freihalten (Esmarch-Handgriff, Guedel- oder Wendel-Tubus)
  • Beatmen: Gabe von 6-8l O2 /min über eine Nasensonde. Bei komatösen Patienten ist die Indikation zur Intubation und Beatmung großzügig zu stellen, um eine zusätzliche hypoxische Schädigung des Gehirns zu vermeiden. Deshalb genaue Beachtung der Atemmuster, der Schleimhautfärbung, der Blutgaswerte sowie des pH-Wertes, aber auch unspezifischer klinischer Symptome wie z.B. Tachykardie oder Einsatz der Atemmuskulatur.
  • Indikation zur kontrollierten Beatmung ist bei Vorliegen eines der folgenden Kriterien gegeben:
    • pathologische Atemform oder Ruhedyspnoe
    • Hypoxämie (paO< 80mmHg)
    • akute Hypokapnie (paCO2 > 45mmHg)
    • Vitalkapazität < 1,0l
  • Angestrebt werden ein paO2 >100mmHg und ein paCO30-35mmHg
  • Zirkulation sicherstellen: Behandlung nach internistischen Kriterien. Volumenersatz. Vorsichtige Senkung eines deutlich erhöhten systolischen Blutdrucks auf etwa 160mmHg. Bei Kreislaufinsuffizienz Dopamin bis zu 20mg/h oder Noradrenalin.
  • Korrektur der Stoffwechsellage und des Säure-Basen-Haushalts:
    • Glucosegabe: Bei unklarem Koma i.v. Verabreichung von 25g Glucose (20%ige Lösung) auch ohne Kenntnis des Blutzuckers. Bei Verdacht auf Alkoholismus zusätzlich mit 100mg Vitamin B1.
      CAVE: eine beginnende Wernicke-Enzephalopathie wird durch Glucose evtl. verschlechtert.
    • Na-Bicarbonat i.v.: Dosis (mmol) richtet sich nach arteriellen Blutgasen (0,3 x BE x kgKG). Blind maximal 70mmol (= 70ml Natrium Bikarbonat® „Leopold“ 8,4% Konzentrat 100ml Ampulle)

Spezifische Maßnahmen

Spezielle therapeutische Maßnahmen richten sich nach der Grundkrankheit und sind deshalb erst nach der Sicherung der Diagnose möglich. Die Therapie unterscheidet sich beim komatösen Patienten im Prinzip nicht von der am wachen Patienten, so daß auf die entsprechenden Kapitel verwiesen wird:

Unabhängig von der zugrundeliegenden Schädigung sind Patienten mit primär zerebralem Koma durch Entwicklung eines Hirnödems mit erhöhtem intrakraniellem Druck gefährdet. Nachfolgend wird deshalb auf die Prinzipien der Hirndruckbehandlung eingegangen.

Anmerkung: Die Links verweisen derzeit noch auf die alte Homepage.

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