Herpes-Simplex-Enzephalitis

Die HSV-Enzephalitis ist eine schwere, hämorrhagisch-nekrotisierende Herdenzephalitis, die unbehandelt in 70% der Fälle zum Tode führt.

Prognose hängt entscheidend ab vom unverzüglichen Beginn der spezifischen Therapie, die bei entsprechendem Verdacht sofort eingeleitet werden muß

Diagnostik

Die Diagnose könnte durch den Virusnachweis im Hirngewebe gesichert werden; angesichts der risikoarmen Aciclovir-Therapie und der Möglichkeit falsch-negativer Ergebnisse wird eine Hirnbiopsie heute allerdings in der Regel nicht empfohlen. Bei Therapiebeginn sollten Serum und Liquor zur HSV-Antikörper-Bestimmung asserviert werden; die Serodiagnostik ist jedoch oft unzuverlässig. Folgende klinische Konstellation begründet den Verdacht:

  • grippales Prodromalstadium, häufig akuter Beginn
  • rasche Progredienz
  • organisches Psychosyndrom
  • Herdbefund (Wernicke-Aphasie) oder epileptischer Anfall
  • entzündlich veränderter Liquor, DNA-Polymerase-Kettenreaktion im Liquor
  • EEG-Veränderungen: temporaler Herdbefund, Allgemeinveränderungen mit periodischen Komplexen
  • CCT: hypodense Läsionen temporomediobasal bis frontal reichend, oft erst am 3. Tag nach dem Auftreten der neurologischen Symptomatik nachweisbar.
  • MR: bereits im Frühstadium positiv mit Nachweis eines temporalen Herds

Therapie

  • Intensivmedizinische Überwachung

Aciclovir

  • Aciclovir (Zovirax® oder Generika)
    • sofortige Einleitung der Behandlung
    • Dosierung: 3x10mg/kgKG/d i.v. über 10 Tage;
    • die Infusion mit 100ml NaCl 0,9% sollte jeweils über eine Stunde laufen.
    • Dosisreduktion bei Niereninsuffizienz
  • Wirkung
    • Das Nukleosid-Analogon Aciclovir besitzt eine 10 – 30 fache stärkere Affinität zur viralen als zur zellulären DNS-Polymerase und wirkt deshalb weniger toxisch frühere Virostatika
    • Sein Wirkungsspektrum umfaßt Herpes-simplex-Virus und Varicella-Zoster-Virus
    • Gute Liquorgängigkeit; renale Elimination.
  • Nebenwirkungen: Hautausschläge, selten reversibler Anstieg der harnpflichtigen Substanzen.

beta-Interferon

  • Wirksamkeit von beta-Interferon nicht gesichert

symptomatisch

  • Antiepileptika bei epileptischen Anfällen
  • Hirndrucktherapie mit osmotisch wirksamen Substanzen, evtl. externe intraventrikuläre Liquordrainage (s. dort), ultimo ratio: Dekompressionsoperation; Verzicht auf Kortikoide.

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