Polyneuropathien durch Toxine

Polyneuropathien finden sich bei zahlreichen industriellen Toxinen, wobei die Kohlenwasserstoffverbindungen der Kunststoffherstellung eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Weitere Ursachen sind die klassischen Schwermetallvergiftungen und die iatrogenen Schäden durch Medikamente.

Allgemeine Therapie

Therapie durch Beendigung der Giftexposition, bei den Kohlenwasserstoffen nicht selten weite über Exposition hinausgehende Schädigung der PNS.

Spezifische Therapie bei Schwermetallintoxikation


Blei-Polyneuropathie

Vergiftung durch Farben oder bleihaltige Dämpfe aus Benzin (Tetraäthylenblei). Klinisch finden sich typische motorische Ausfälle, vor allem Streckerschwäche. Mitunter auch sensible Störungen.

Diagnostik

Bleisäure am Zahnfleisch, mikrozytäre Anämie mit toxischen Veränderungen der Erythrozyten, Nierenschädigung, Blut- und Urinnachweis (24h-Bleiausscheidung, EDTA-Provokation, Aminolävulinsäure-Ausscheidung, Urin-Coproporphyrin-Ausscheidung)

Therapie

Chelierung des Schwermetalls durch BAL (3mg/d) und EDTA 12,5mg alle 4h durch Infusion (beide Medikamente sehr toxisch, daher sorgfältige Indikationsstellung notwendig) sowie Gabe von D-Penicillamin 25mg/kgKG/d (bei Langzeittherapie Kombination mit 50mg Vitamin B6/d p.o.


Quecksilber-Polyneuropathie

Vergiftung durch anorganisches Schwermetall oder durch organische Quecksilberverbindungen (werden im Körper zu Quecksilbersalzen abgebaut).

Klinik

Ausgeprägte ZNS-Symptome (Apathie, Ataxie, Tremor etc.) und gastrointestinale Symptome (Koliken, Erbrechen) PNP mit Parästhesien.

Therapie

Mittel der Wahl ist D-Penicillamin (Artamin®, Distamine®) 25mg/kgKG/d.


Arsen-Polyneuropathie

Spielt heute keine große Rolle mehr. Klinisch finden sich schmerzhafte sensibel-motorische und auch rein sensible PNPs.

Therapie

Dimercaprol (keine Handelsbezeichnung verfügbar) 2,5mg/kgKG/d für 10 Tage i.m.


Spezifische Therapie bei Medikamentenintoxikation

Nitrofurantoin (z.B. Urolong®)

in therapeutischen Dosen kann schon nach einer Gabe von 14 Tagen Dauer eine überwiegend sensible PNP hervorrufen. Symptome sind mit Absetzen des Medikamentes reversibel.

Vincristin (z.B. Oncovin®)

erzeugt regelmäßig sensibel-motorische Polyneuropathien. Erholung durch Absetzen des Medikamentes innerhalb von Wochen bis Monaten.

Phenytoin (z.B. Epanutin®, Epilan®)

Polyneuropathien bei der Gabe von Phenytoin sind eher mild und treten erst nach langjähriger Einnahme auf.

INH

Eine PNP durch die Gabe von INH kann bei Vitamin-B6-Substitution von 50mg/d vermieden werden.

Schreibe einen Kommentar