Therapie von Sexualfunktionsstörungen

Kausale Therapie

Die kausale Therapie steht wie überall an erster Stelle. Bei neurogenen Funktionsstörungen ist sie jedoch selten möglich (bzw. nicht hinreichend effektiv), insbesondere wenn bereist ein irreversibler Nervenschaden besteht.

Symptomatische und palliative Therapie

  • Diese stehen im Vordergrund
  • eine umfassenden Beratung ist sinnvoll
    • Einbeziehung des Partners wird empfohlen

Bei hohen und mittleren Querschnittsläsionen des Rückenmarks sind bei Mann und Frau möglich:

  • meist möglich: penovaginalen Geschlechtsverkehr durch reflektorische Gliedversteifung bzw. Lubrikation
    •  Vollständige Erektion ist nicht unbedingt erforderlich;
    • störender wirkt sich oft die Bahnung erektionshemmender Reflexe aus (Erektionsverlust z.B. bei Lagewechsel).
  • Vorsicht: Gefahr eines unwillkürlichen Harn- oder Stuhlabgangs während des Koitus
    • Blase und Mastdarm vor dem Verkehr entleert werden (ggf. durch Katheterisierung).
  • Reflektorisch möglich: reflektorische Ejakulation
  • Nicht möglich: Bei kompletter Querschnittsläsion fehlt das genitale Lustempfinden (Ausweichen auf andere erogene Zonen wird empfohlen)

Medikamentöse Therapie

Yohimbin

  • Die Gabe von Yohimbin ist bei vaskulären Störungen und inkompletten peripher-neurogenen Schäden mit Beeinträchtigung der Erektionsfähigkeit mitunter erfolgreich. Das Mittel wird bisweilen auch unterstützend bei psychogenen Erektionsschwierigkeiten eingesetzt.
  • DO: Yocon-Glenwood® 5mg tbl (Yohimbin) 3 x 1
  • NW: Blutdrucksenkung und Verschlimmerung einer orthostatischen Hypotonie sind möglich

Sildenafil

  • Sildenafil  wird bei erektiler Dysfunktion eingesetzt
  • Es hemmt die cGMP im Corpus cavernosum des Penis und verbessert die Antwort auf sexuelle Stimulation
  • Wirksam ist es sowohl bei organischen wie auch psychogenen Ursachen der Erektionsschwäche
  • Die gleichzeitige Einnahme von Nitraten (z.B. bei KHK) hat bereits zu Todesfällen geführt (Stellungsnahme des Herstellers hierzu liegen vor). Inwieweit sonstige schwere Nebenwirkungen bestehen ist zur Zeit
  • Literatur

Geschlechtsspezifische Hormone

  • Geschlechtsspezifische Hormone sind nur indiziert, wenn ein entsprechendes Defizit besteht.
  • Testosteron-Präparate verbessern beim Mann nicht die Erektionsfähigkeit, sondern verstärken allenfalls die ohnehin ungestörte sexuelle Appetenz.
  • NW: Stimulierung eines Prostata-Carzinoms!

Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT)

Über die Anwendung therapeutischer Papaverin/Phentolamin-Injektionen in das Corpus Cavernosum penis bei chronischer erektiler Dysfunktion liegen umfangreiche Erfahrungen vor. Das Verfahren eignet sich besonders bei neurogener (mit Einschränkungen auch bei arterieller) Ätiologie der Erektionsstörungen. Prostaglandin E1 (Alprostadil) soll noch wirksamer sein, weniger häufig soll hier Priapismus als Komplikation sein. Nach Austestung der individuellen Dosis und genauer Anleitung des Patienten, kann dieser die Injektion selbst durchführen. Die Behandlung sollte nicht häufiger als einmal pro Woche durchgeführt werden; die Erektion hält dabei durchschnittlich 2-3 Stunden an. Die Therapie wird mitunter auch unterstützend bei psychogenen Erektionsstörungen angewendet.

  • NW/Komplikationen:
    • Priapismus (ist ein urologischer Notfall)
    • prolongierte Erektion
    • Schwellkörperverkalkungen
    • Penisfibrose
    • lebensgefährliche Schwellkörperentzündung bei Abwehr-geschwächten Patienten
  • Literatur

Operative Therapie

Im Gegensatz zur operativen Therapie arterieller Verschlüsse (nach entsprechender angiologischer Diagnostik) bleibt die venöse Ligatur bei vermindertem Abflußwiderstand, obwohl konsequent, bisher langfristig unbefriedigend. Oft muß zusätzlich SKAT praktiziert oder letztlich doch eine Penisprothese implantiert werden. Die Implantation einer Prothese in die Schwellkörper kann erwogen werden wenn:

  • bei primär vaskulären Problemen die Revaskularisierung nicht möglich ist oder nicht zum Erfolg führt (insbesondere bei venöser Insuffizienz)
  • eine irreversible Schädigung des Schwellkörpermechanismus vorliegt.

Es gibt verschiedene Ausführungen vom halbsteifen Silikonstab bis zu komplizierten hydraulischen Vorrichtungen. Letztere sind schwieriger zu implantieren und Versagen häufiger; die Akzeptanz ist aber im allgemeinen größer. Infektionen und Erosionen können vorkommen.

Zu bedenken ist bei der Anwendung von SKAT wie auch beim Einsatz einer Penisprothese immer, dass hierdurch lediglich ein mechanisches Problem beseitigt wird.

  • Literatur

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