Es fehlen ein paar Namen (besonders neuere Medikamente, diese werden demnächst nachgetragen).
Einsatzgebiet
- Generalisierte tonisch-klonische Anfälle (Grand-mal-Anfälle, Grand-Maux, GM) und einfach u. komplexe fokale Epilepsien werden mit derselben Medikamentengruppe behandelt. Aus mehreren mit großem Patientengut durchgeführten Untersuchungen geht hervor, dass folgende etwa gleich wirksam sind (führen in ca. 80% zur Anfallsfreiheit)
- Carbamazepin (alterantiv: Oxcarbacepin)
- Valproat
- Phenytoin (neu: Fosphenytoin)
- neu: Topiramat
- bei fokalen Anfällen etwas weniger wirksam
- Primidon und
- Phenobarbital
- bei primär generalisierten Epilepsien
- Valproat
- Ethosuximid
- Lamotrigin
- bei BNS-Krämpfen
- ACTH
- Clobazam
- neuere Antiepileptika
- Topiramat (breites Einsatzgebiet, auch Monotherapie)
- Gabapentin (breites Einsatzgebiet, Mono- oder Zusatztherapie)
- Spezialgebiet: Schmerztherapie
- Fosphenytoin (besseres Profil als Phenytoin)
Carbamazepin
Neurotop® 200 mg tbl, 400mg tbl, ret 300mg tbl, ret 600mg tbl
Tegretol® 200mg tbl, 400mg tbl, ret 200 mg ftbl, ret 400mg ftbl,
Tegretol® orale Susp (5ml=100mg), Zäpfchen 125mg u. 250mg
- Plasma-HWZ: 12 – 17h
- mittlere Dosis: 15 – 20mg/kgK/d bzw. 1,2g/d
- therapeutische Plasmaspiegel: 5-7ĩg/ml
- Therapiebeginn:
- Es dauert 4 – 6 Tage, bis eine Steady-State-Konzentration erreicht wird
- daher sollte bei ambulanter Einstellung ca. alle 5 Tage die Dosis um 50 – 100mg erhöht werden bis zur therapeutischen Wirksamkeit
- Nebenwirkungen
- weniger als bei Phenytoin
Diazepam
Gewacalm® 10mg A, 2mg tbl, 5mg tbl, 10mg tbl
Psychopax® Tropfen (3gtt = 1mg)
Stesolid® 5 mg u. 10mg Rektaltuben (je 2,5ml)
VALIUM® „Roche“ 10 mg A, 5mg tbl, 10mg tbl
- HWZ: 20– 40h
- mittlere Dosis: 0,2 – 0,4mg/kgKG/d
- therapeutische Plasmaspiegel: 0,2 – 0,5ĩg/ml
- Therapiebeginn
- Steady state wird nach 4 – 6 Tagen erreicht
- Benzodiazepine sind für die Langzeittherapie nicht geeignet; nach allgemeiner Erfahrung verlieren sie nach einer gewissen Zeit an Wirkung
- Therapieversuche mit intermittierender Dosierung waren nicht immer erfolgreich, dagegen für die Akutbehandlung i.v. oder als Rektiole wirksam
- Auch Clonazepam (RivotrilŽ) ist für die Akuttherapie geeignet: jeweils nur 1/10 der Diazepam-Dosis erforderlich. Andere Benzodiazepine (z.B. Clobazam = FrisiumŽ) werden bei der kindlichen Epilepsie genutzt
- Nebenwirkungen
- Müdigkeit
- Toleranz, Entzugssymtome, Abhängigkeit
- Atemdepression
- Exazerbation tonischer Anfälle
- Hypersalivation
- Muskelhypotonie
- Ataxie
- Dysphorie
- Intoxikation
- Kontraindikationen: hepatische Porphyrie, Myasthenie
Eslicarbazepim
Zebinix®
Ethosuximid
PETINIMID® kps (=250mg), Sirup (1ml=50mg)
SIMATIN® Sirup (1ml=50mg)
SUXINUTIN® kps (=250mg), Saft (1 Teel.=5ml=250mg)
ACRISUXIN® kps (=150mg)
- HWZ: 48 – 60h
- mittlere Dosis: 15 – 20mg/kgKG/d bzw. 1g/d
- therapeutische Plasmaspiegel: 40 – 80ĩg/ml
- Therapiebeginn
- Steady-state wird nach 8 – 10 Tagen erreicht
- Dosiserhöhung alle 7 – 10 Tage um 250mg
- Nebenwirkungen:
- nicht bei GM wirksam
Felbamat
Taloxa® tbl 400mg tbl 600mg, orale susp 600mg/5ml.
- In kontrollierten Studien eine Anfallsreduktion um 50% von partiellen Anfällen, Reduktion um 25-34% von generalisierten Anfällen. Zur Zeit eingesetzt bei schwer behandelbaren Epilepsien nach dem 2. LJ
- HWZ: 15 – 23h
- mittlere Dosis
- über 14LJ: 2400mg – 3600m
- unter 14LJ: bis max. 45mg/kgKG/d
- Dosierung als 2-mal Gabe pro Tag
- therapeutische Plasmaspiegel: 18 –82mg/ml
- Therapiebeginn
- über 14LJ: initial 600 – 1200mg/d
- wöchentlich steigern bis max. 3600mg/d
- unter 14LJ: initial 7,5 – 15mg/kgKG/d
- steigern bis max. 45mg/kgKG/d
- Nebenwirkungen
- Allergische Reaktionen bis zu 2 – 3 Wochen nach Therapiebeginn
- Thrombopenie, Leukopenie, Panzytopenie, aplastische Anämie
- Anorexie, Übelkeit, Erbrechen, Gewichtsabnahme
- Somnolenz, Minderung des Reaktionsvermögens!
- Gangstörung, Doppelbilder
- Kopfschmerzen
- Selten Leberversagen
- Kontraindikationen
- Allergische Reaktionen, Leberfunktionsstörung
- Kontrolle
- alle 2 Wochen: BB, Transaminasen, Bilirubin
Gabapentin
z.B. Neurontin®, mehrere Generika: 300mg, 400mg, 600mg und 800mg kps./ftbl.
- HWZ: 5 – 7h
- mittlere Dosis: 900 – 1200mg/d (max. 2400mg)
- therapeutische Plasmaspiegel: nicht relevant
- Therapiebeginn
- 1. Tag: 300mg
- 2. Tag: 600mg
- 3. Tag (und weiter): 900 – 1200mg
- Nebenwirkungen
- Müdigkeit, Schwindel, Ataxie, Koordinationsstörung, Nystagmus
- Kopfschmerzen
- Amblyopie, Diplopie
- Tremor
- Dysarthrie
- Denkstörung, Amnesie, Senkung des Reaktionsvermögens!
- Mundtrockenheit, Übelkeit, Erbrechen, Obstirpation, Appetitstörung
- Rhinitis, Pharyngitis, Husten
- Ödeme
- Impotenz
- Zahnanomalien
- Leukopenie
- Pruritus
- Pankreatitis
- Kontraindikationen
- Pankreatitis, z.Z. nicht als Monotherapie
Lacosamid
Vimpat®
Lamotrigin
Lamictal® oder Generika: 25mg tbl, 50mg tbl, 100mg tbl, 200mg tbl, 5mg lösl. tbl
- HWZ
- 30h
- in Kombination mit Valproinsäure 60h
- in Kombination mit Carbamazepin oder Phenytoin dagegen 15h
- mittlere Dosis
- üblicherweise bei enzyminduzierender Begleitmedikation (CBZ, DHP) 200 – 400mg/d
- bei gleichzeitiger Gabe von Valproinsäure muß Dosis halbiert werden
- generelle Ausdosierung bis Anfallsfreiheit (max. 1000mg/d)
- therapeutische Plasmaspiegel: 1 – 15ĩg/ml
- Therapiebeginn:
- langsames Einschleichen zur Vermeidung von Exanthemen notwendig
- v.a. in Kombination mit Valproinsäure
- langsames Einschleichen zur Vermeidung von Exanthemen notwendig
- Nebenwirkungen
- Exantheme, allergische Reaktionen (Quincke-Ödem, Stevens-Johnson, Lyell)
- Doppelbilder (v.a. in Kombination mit Carbamazepin)
- Ataxie, Nystagmus, Schwindel
- Schläfrigkeit oder Schlaflosigkeit, Müdigkeit
- Kopfschmerzen
- gastrointestinale Beschwerden
- Reizbarkeit
- Kontraindikationen
- Störungen der Leber- und Nierenfunktion, Schwangerschaft u. Stillzeit
- Kontrollen
- Transaminasen, Kreatinin, E´lyte, BB
Levetiracetam
Oxcarbazepin
Triletpal® oder Generikum
Phenytoin
Epanutin® Amp. (=250mg/5ml), kps (=100mg)- Kapseln
Epanutin® orale Susp. (=30mg/5ml)
EPILAN-D® – Gerot tbl (=100mg)
PHENHYDAN® Injektionslösung (=250mg/5ml)
Epilan® – Gerot tbl (=100mg Mephenytoin)
- HWZ: > 24h (dosisabhängig)
- mittlere Dosis: 5 – 6 mg/kgKG/d bzw. 300mg/d
- therapeutische Plasmaspiegel: 14 – 23mg/d
- Therapiebeginn:
- es dauert bis zu 15 Tagen, um eine Steady-state-Konzentration zu erreichen,
- dabei zwingt eine nicht lineare Pharmakokinetik zur vorsichtigen Aufsättigung
- ab einer bestimmten, individuell unterschiedlichen Dosis steigt der Plasmaspiegel überproportional an, mit der Gefahr einer Intoxikation
- alle 2 Wochen um 100mg erhöhen
- ab 10ĩl/ml Plasmaspiegel um 50mg erhöhe
- ab 15ĩg/ml um 25mg.
- aufgrund der langen Halbwertszeit ist eine Einmaldosis/Tag möglich
- jedoch wird von einigen Autoren in den ersten Behandlungstagen eine „Überdosierung“ empfohlen
- ein Teil wird an Albumin gebunden, bis alle Bindungsstellen abgesättigt sind
- ist eine rasche Wirksamkeit erforderlich
- 1. Tag: 500mg
- 2. Tag: 400mg
- ab 3. Tag: 300mg
- ist ein sofortiger Wirkungseintritt erwünscht
- eine Ampulle i.v.
- anschließend Infusion (Phenytoingabe wie bei Status epilepticus)
- Bioverfügbarkeit: bei i.m.-Gabe nicht ausreichend
- Nebenwirkungen
- Allergische Reaktionen
- Tremor
- Ataxie, Dysarthrie
- Schwindel, Doppelbilder, Nystagmus0
- Appetitmangel, Nausea, Erbrechen
- Apathie
- delirante Symptome
- megaloplastische Anämie
- Hirsutismus
- Kleinhirnatrophie
- Osteopathie
- extrapyramidale Hyper- oder Dyskinesien
- PNP
- Stevens-Johnson-Syndrom, Lyell-Syndrom
- Verminderte Wirksamkeit oraler Kontrazeptiva
- Kontraindikationen
- hepatische Porphyrie
- myoklonische Anfälle
- hochgradiger AV-Block
- sinus-atrialer Block
- Schwangerschaft
Phenobarbital
Maliasin® 25mg drg, 100mg drg (100mg Barbexaclon = 60mg Phenobarbital)
- HWZ: ca. 100h
- mittlere Dosis: 2 – 3mg/kgKG/d, bzw. 200mg/d
- therapeutische Plasmaspiegel: 18 – 38ĩg/ml
- Therapiebeginn
- Steady-state wird nach 14 – 21 Tagen erreicht,
- daher alle 2 – 3 Wochen Dosiserhöhung um 50 – 100mg
- Vorteil: Einmaldosis möglich, selten Überempfindlichkeitsreaktionen
- Nebenwirkungen
- Durch Enzyminduktion wird die Wirkung von Antikoagulantien und Kontrazeptiva vermindert
Primidon
Mysoline® tbl (=250mg)
- HWZ: 3 – 13h
- mittlere Dosis: 10 – 15mg/kgKG/d bzw. 1g/d
- therapeutische Plasmaspiegel: 5 – 20ĩg/ml
- Therapiebeginn:
- Relativ schnelles Erreichen einer Steady-state-Konzentration (2 – 3 Tage)
- Mehrfachdosis erforderlich
- alle 3 Tage um 50 – 100mg erhöhen
- Nebenwirkungen
- wie Phenobarbital
- durch Enzyminduktion wird die Wirkung von Antikoagulantien und Kontrazeptiva vermindert
Tiagabin
Topiramat
Topamax® und Generika (25/50/100/200mg)
- Indikation
- Monotherapie oder Zusatztherapie
- partiellen Anfallsformen mit oder ohne sekundärer Generaliseirung.
- Kontraindikation
- Bekannte Überempfindlichkeit gegenüber einem Bestandteil des Präparates
- Schwangerschaft und Stillperiode
- Vorsicht, keine Information
Valproinsäure
Depakine®, Convulex® und Generika
150 mg kps, 200mg kps, 300mg kps, 500mg kps
Convulex® Sirup 50 mg/ml f. Kinder, gtt 300mg/ml
Depakine® chrono ret 300 mg ftbl, chrono ret 500 mg ftbl
Depakine® 300 mg/ml – Tropfen
- HWZ: 4 – 15h
- mittlere Dosis: 15 – 20mg/kgKG/d bzw. 1,2 g/d
- therapeutische Plasmaspiegel: 100ĩg/ml
- Therapiebeginn
- Steady state wird nach 2 – 4 Tagen erreicht
- wöchentliche Steigerung um 300mg
- Nebenwirkungen
- Gefährliche NW schließen viele Patienten von der Behandlung aus, obwohl Valproinsäure im Gegensatz zu Ethosuximid auch bei GM wirksam ist.
Vigabatrin
Sabril® 500 mg ftbl, 500mg lösl. Pulver
- HWZ: 29h
- IND
- streng zu setzen, da NW Gesichtsfeldausfälle (30%)
- nur AD-On bei Therapierefraktären Epilepsien
- Ausnahme: West-Syndrom (invantile Spasmen), hier auch als Monotherapie
- nach einigen Monaten kann kompletter Wirkungsverlust eintreten
- keine Verwendung bei generalisierten Anfällen, insbes. Absencen, da Verschlechterung möglich.
- mittlere Dosis: 20 – 40mg/kgKG/d
- therapeutische Plasmaspiegel:
- keine Beziehung des Serumspiegels zur Wirksamkeit
- Bestimmung nicht erforderlich
- Therapiebeginn
- Initial 500mg
- alle 3d 500mg mehr
- mittlere Dosis: 3000mg
- Verteilung auf 1 – 2x/d. Zeit bis zum Fließgleichgewicht 1 – 3d.
- Therapieende
- nicht abrupt absetzen
- alle 4 Wochen 500mg weniger
- Nebenwirkungen
- Gesichtsfeldausfälle bei bis zu 30% der Pat. (teils schwer)
- Im Tierversuch reversible Myelinschäden – klinisch bisher nicht bestätigt
- Schwindel, Kopfschmerz, Diplopie
- Müdigkeit
- Gewichtszunahme
- paranoide Psychose, Depression
- Kontraindikation
- Psychotische Erkrankung in der Anamnese, kleine generalisierte Anfälle.
- Kontrollen
- regelm. Transaminasen, BB