Akute Halbseitenlähmung

Akute Halbseitenlähmung,
akute gekreuzte Symptomatik

  • meist Schädigung im Bereich der kontralateralen Hemisphäre

  • bei gekreuzten Ausfällen, Schädigung des Hirnstammes

    • auf der einen Seite Ausfälle von Hirnnerven

    • auf der anderen Seite Paresen/Sensibilitätsstörung der Peripeherie

Ätiologie

Diagnostik

Klinische Untersuchung

  • allgemeine körperliche Untersuchung
  • klinisch-neurologische Untersuchung
  • Blutdruckmessung an beiden Armen
  • Palpation und Auskultation der Halsgefäße
  • Herzrhythmus

Labortests

  • BSG (Vaskulitis)
  • Blutbild (Polyglobulie?)
  • Hämatokrit
  • Elektrolyte
  • Blutzucker
  • Gerinnungsstatus

CCT

  • nativ bei Verdacht auf intrakranielle Blutung
  • evtl. mit Kontrastmittelgabe
  • MR bei Verdacht auf Hirnstammläsion

Liquorpunktion

  • bei Verdacht auf Entzündung und SAB
  • nicht(!) bei Verdacht auf intrazerebrale Blutung

EEG

  • bei Verdacht auf Herdbefund

Dopplersonographie

  • bei Verdacht auf Ischämie
  • zum Feststellen von Plaques der zuführenden Gefäßen
  • zum Feststellen bedrohlicher Stenosen und frischen Verschlüssen
  • im Bereich der Carotiden
  • im vertebrobasilären System
  • der intrakraniellen Gefäße

Evozierte Potentiale

  • evtl. bei Hirnstammsymptomatik

Schädel-Röntgen

  • in 2 Ebenen und Aufnahme nach Schüllers-Stenvers bei Verdacht auf fortgeleitete Entzündung

Kardiale Diagnostik

  • bei Verdacht auf Embolien

Zerebrale Angiographie

  • bei Verdacht auf Basilaris-Thrombose
  • sowie V.a. SAB
  • V.a. Gefäßmißbildungen
  • V.a. Sinusvenenthrombose

Allgemeine Therapie

  • Blutdruckstabilisierung
  • Digitalisierung nur bei manifester Herzinsuffizienz
  • Beseitigung von Arrhythmien
  • Blutzuckereinstellung
  • O2-Gabe, evtl. Beatmung
  • Thromboseprophylaxe (bei intrazerebraler Blutung inital nur physikalisch, nach 24h low-dose Heparinisierung mit niedermolekularen Heparinen).
  • Blasenkatheter
  • Hirndruckbehandlung

Spezielle Therapie

bei Ischämie

(arterielle Thrombose oder Embolie):

  • Hämodilution bei Polycythaemia vera
  • Heparinisierung bei Crescendo-TIA’s und bei progredientem Insult:
    • initial 5000 IE im Bolus
    • dann 1000-1500 IE/h (pTT 50-70s 2-2,5fache der Norm).
  • Kontrainidikation der Heparinisierung sind
    • relevante intrakranielle Blutung
    • Koagulopathien
    • Vertebralis-Dissektion
    • Hypertensive Enzephalopathie (CCT!)
  • lokale intraarterielle Fibrinolyse (bei Katheter-Untersuchung)
    • mit rtPA (AktilyseŽ) 0,9 mg/kgKG (20mg und 50mg Trockenstechamp. erhältlich). 10% als Bolus, Rest über 1h.
  • Systemische Lyse bei frischen Insulten gleiche Dosierung wie bei der lokalen Lyse
    • nach 24 h CCT-Kontrolle (Einblutung durch Lyse?), danach Heparinisierung wie oben angegeben
  • siehe auch Ausführungen im Kapitel der Insulttherapie

bei Sinusvenenthrombose

  • Heparinisierung mit initial 5000 IE im Bolus, dann 1000-1500 IE/h (pTT 80-100s)
  • Kontraindikationen siehe oben
  • antibiotische Behandlung und ggf. chirurgische Sanierung bei septischer Thrombose

bei intrazerebrale Blutung

  • Korrektur von Gerinnungsstörungen
  • zusätzlich antiödematöse Therapie: Mannit 15% 125ml i.v. initial bei Eintrübung
  • operative Therapie bei akuter Ventrikelerweiterung, bei Lobärhämatomen und unter bestimmten Bedingungen  auch bei Kleinhirnblutungen
  • keine operative Therapie bei
    • bewußtlosen Patienten
    • schweren neurologischen Ausfällen
    • Gerinnungsstörungen
    • Thalamushämatomen
    • Brückenblutungen

bei Subarachnoidalblutung (SAB)

  • Analgetika-Gabe
    • Opiate
    • nicht: Acetylsalicylsäure (wegen Blutungsneigung!)
  • Sedierung bei psychomotorischer Unruhe
    • z.B. Diazepam 10mg i.v. oder p.o.
  • Vasospasmus-Prophylaxe
    • Nimodipin (Nimotop®) 1mg/h initial
    • über zentralen Zugang (da Venen schädigend)
    • oder gleichzeitig mit Ringer-Lösung 40ml/h gemeinsam über einen 3-Wege-Hahn
  • weitere Behandlung siehe Spezialkapitel der SAB
  • Sofort- oder Frühoperation, nach angiographischem Nachweis eines Aneurysmas und Ausschluß eines Vasospasmus.
  • durch TC-Dopplersonographie oder Angiographie
  • früher wurde nur in leichteren Stadien die Frühdiagnostik mit Angiographie durchgeführt. Zur Zeit (1998) überlegt man auch die Angiographie selbst bei komatösen Patienten. Zur Entscheidungsfindung zieht der Neurochirurg insbesondere die Anamnese und den neurologischen Status heran. Eine Vorstellung an der Neurochirurgie sollte auf jeden Fall erfolgen, wenn
  • Pupillen eng bis mittelweit
  • Lichtreaktion gegeben
  • Kornealreflex, Würgereiz, Husten auf Absaugen, …
  • Reaktion auf Schmerzreize
  • Die Vorstellung an der Neurochirurgie erfolgt hierbei auf folgende Weise
  • Anrufen des Neurochirurgen
  • Vorstellen der Anamnese, Klinik und CT-Befundes
  • auch wenn Neurochirurg nach dieser Information ablehnt, ihm ankündigen, dass man die CT-Bilder schicken wird, um bei günstigem Verlauf eine spätere Entscheidung zu erleichtern
  • Kurzarztbrief und Kopien(!) der CT-Bilder (bei uns mit Taxi) an die Neurochirurgie schicken. Hinweisen, dass die CT-Bilder beim Neurochirurgen bleiben – wir haben die gleichen Bilder ja noch ein zweites mal.
  • Im Kurzarztbrief die Tel.Nr. vermerken, unter der man erreichbar ist – Bitte um Rückruf.

Schreibe einen Kommentar