Ursache: Hypoparathyreoidismus
Die Glandulae parathyroideae (Nebenschilddrüsen) produzieren das Parathormon (synonym: Parathyrin, PTH). Sinkt der Ca++ ab, wird vermehrt Parathormon ausgeschüttet. Es steigert die extrazelluläre Calcium-Konzentration und senkt die Phosphat-Konzentration
Eine Hypoparathyreoidismus entsteht meist durch Entfernung der Nebenschilddrüsen (Komplikation bei Schilddrüsen-Operationen in 1-4%). Sinkt der Calciumspiegel, wird nicht mehr durch Parathormon gegenreguliert.
Symptome und Untersuchung
- Angstgefühle, Reizbarkeit
- Parästhesien perioral und an Extremitäten
- Carpopedalspasmen (Pfötchenstellung der Hände und Füße) und „Karpfenmaulstellung“ des Mundes
- Chvostek-Zeichen: Zucken der Lippen bzw. mimischen Muskulatur beim Beklopfen des Facialisstammes präaurikulär, (Hinweis auf latente Tetanie)
- Trousseau-Zeichen: Pfötchenstellung bei Stauung am Oberarm durch Blutdruckmanschette(weiterer Hinweis auf latente Tetanie)
- Darmkrämpfe: Verdauungsstörungen und Bauchschmerzen
- Bronchialkrämpfe (Atemnot)
- Zusatzdiagnostik
- Labor: Calciumspiegel erniedrigt, Phosphatspiegel erhöht, PTH normal oder erniedrigt
- EMG: repetitive Entladungen motorischer Einheiten mit Doubletten und Tripletten
- EEG: unauffällig
- EKG: QT-Verlängerung
- CCT: bei langzeitigem Hypoparathyreoidismus kann es zum Morbus Fahr kommen (nicht arteriosklerotische Verkalkung der Stammganglien – speziell im Nucleus dentatus und Globus pallidus)
Therapie
Akute Maßnahmen
- 10ml Calcium 10% langsam i.v. (nicht i.m.!)
Langfristige Therapie
- Ziel ist ein Calciumwert im unteren Normbereich.
- Kontrollen: insbesondere zu Beginn der Einstellung engmaschige Serum-Calciumkontrollenempfohen.
- Initial
- Je nach Schweregrad der Erkrankung initial 1000-2000 mg Calcium täglich,
- Kombination mit einem Calcitriol- oder Alphacalcidol-Präparat (0,25-2,0 μg)
- Langzeittherapie (wenn PTH nach einem Jahr nach OP nicht erholt)
- 1000-2000 mg Calcium tgl.
- zusätzlich: Vit. D 10.000 I.E. bis 40.000 I.E. Vitamin D tgl
- oder Dihydrotachysterol (DHT) 0,25 mg (Tropfenform) bis 1,5 mg (Kapseln)
- Cave: Wirkung von DHT erst nach Tagen oder Wochen sichtbar, daher DHT für Initialtherapie weniger geeignet
- bei ernährungsbedingtem Vitamin-D-Mangel oder ungenügender Sonnenexposition 2000-3000 IE/d Vitamin D2 oder D3 oral für 6 bis 12 Wochen, anschließend 200-400IE/d dauerhaft
- Oleovit® D3-Tropfen: 1ml = 30gtt = 12.000 IE
- bei intestinaler Malabsorption hohe Calciumsalz-Dosen, z.B. Calciumcarbonat 4g/d, gemeinsam mit Vitamin D 10.000 IE/d parenteral.
Links
- www.insensu.de Interessengemeinschaft Selbsthilfe für Patientinnen und Patienten mit Nebenschilddrüsenunterfunktion
- Behandlungsempfehlung:http://www.insensu.de/HypoparaFuerAerzte/DGE_CRHUKS_Empfehlung_Hypoparathyreoidismus.pdf