Tetanus

Ätiologie

Sporen vom Erreger Clostridium tetanie (Anaerobier) gelangen über verschmutzte Verletzungen in den Körper. In den Wundtaschen, die von Luft abgeschlossenen sind, bildet sich Tetanus-Toxin (Tetanusspasmin). Dieses ist ein Oligopeptid, welches über die Vorderhornzellen retrograd ins Rückenmark transportiert wird. Es wird der inhibitorische Transmitter behindert.

Klinik

Inkubationszeit

streut zwischen wenigen Stunden und mehreren Wochen. Je kürzer die Inkubationszeit ist, desto schwerer der Krankheitsverlauf.

Initiale Symptome

es können bestehen:

  • Kopf- und Kieferschmerzen
  • motorische Unruhe
  • Tachycardie
  • Schweißneigung
  • Nackensteifigkeit
  • Schluckstörungen
  • Fieber

Trismus

Der Trismus ist das häufigste Symptom.

Verlauf

  • Das Bewußtsein bleibt erhalten.
  • Generalisierung der Muskelspasmen innerhalb weniger Tage
  • Spasmen werden durch geringste äußere Reize ausgelöst
  • auch jegliche Innveration löst Spasmen aus

Gegen Ende der zweiten Woche nehmen die Spasmen ab. Wird diese Zeit überlebt, erholen sich die Patienten innerhalb von etwa 4 Wochen vollständig und weisen kein Defektsyndrom auf.

Differentialdiagnostik

akute Meningitis

Initialstadium mit Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit und Fieber sind auch Zeichen der akuten Meningitis. Gegen die Meningitis spricht: normaler Liquorbefund.

Strychnin oder E-605

Generalisierter Muskelspasmus kommt auch vor bei einer Strychnin- oder E-605-Intoxikation (Miosis!).

fokale Frühdyskinesie

Eine fokale Frühdyskinesie (Neuroleptikatherapie) kann wie ein lokales Tetanus-Geschehen aussehen – Therapie mit Biperiden (Akineton®) kann diese beheben (und auch ausschließen – 1A i.v.).

Therapie

Allgemeine Maßnahmen

  • Aufnahme auf Intensivstation
  • nach lokaler Infiltration der Wunde mit Antitoxin (Tetabulin®) Exzission und Drainage
  • fortlaufende Überwachung vitaler Funktionen in einem abgedunkelten und möglichst ruhigen Zimmer
  • Aspirationsprophylaxe durch sorgfältige Lagerung, häufiges Absaugen und Sondenkost oder Umstellung auf parenterale Ernährung.
  • Pflege und Kontrakturenprophylaxe sollten möglichst ohne Auslösung von Spasmen erfolgen
  • ausreichende Flüssigkeitszufuhr

Medikamentöse Behandlung

Das Antiserum soll die Spasmolyse bewirken. Noch nicht in die Nervenfaser aufgenommenes Toxin wird neutralisiert.

  • Ungesichert, aber Mittel der Wahl: Penicillin G wird gegeben, um eine Superinfektion zu verhindern. Der Krankheitsverlauf soll hierdurch günstig beeinflußt werden. Ob die Toxinproduktion vermindert wird, ist nicht geklärt – statistische Auswertung dieser Therapie sind mir nicht bekannt.

Toxinneutralisation

  • möglichst frühzeitig i.m. Injektion von initial 5000-10.000 IE (20-40ml!) humanes Antitetanus-Immunglobulin (Tetabulin®)
  • an den Folgetagen je 3000 IE. Hypersensibilitätsreaktionen sind nicht bekannt. Die Wirksamkeit einer intrathekalen Applikation ist nicht erwiesen. Zusätzliche aktive Immunisierung präventiv nach Heilung des Patienten.

Spasmolyse und Sedierung

  • können durch Phenothiazine, z.B. Chlorpromazin in Dosen zwischen 200-300mg/d bewirkt werden (ohne Gefahr der Atemdepression).
  • Alternativ: oder zusätzlich kommen Benzodiazepine oder Barbiturate oder eine intrathekale Baclofen-Applikation in Betracht.
  • Sind Spasmen insbesondere der Atemmuskulatur nicht zu beheben, ist künstliche Beatmung unter Relaxierung mit nicht-depolarisierenden Relaxantien erforderlich. Gleichzeitig muß der Patient sediert werden, dann am besten mit Benzodiazepinen und/oder Barbituraten. Bei starker Bronchialsekretion oder ausgeprägten Krämpfen mit insuffizienter Atmung sollte rechtzeitig eine Tracheotomie erfolgen.

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