Pathogenese
Gewebeinfektion durch die Finnen (Zystizerken) des Schweinebandwurms (Taenia solium). Nach Ingestion der Eier durch Schmierinfektion oder Autoinfektion infolge Retroperistaltik durchbohren die Larven die Darmwand und werden hämatogen verschleppt, vorzugsweise in die Muskulatur und in das ZNS. Der Schweinebandwurm ist weltweit verbreitet, kommt aber gehäuft in Mittel- und Südamerika, Afrika, Südostasien und Osteuropa vor.
Klinik
Entsprechend der unterschiedlichen Lokalisation (subarachnoidal, intrazerebral, selten auch intraventrikulär oder spinal) und den häufigen Komplikationen (Hydrocephalus occlusus oder aresorptivus, Vaskulitis mit Infarkten) ist das klinische Bild bunt und vieldeutig:
epileptische Anfälle, neurologische Herdsymptome, diffuses hirnorganisches Psychosyndrom, meningitische Zeichen, Hirndruckzeichen.
Diagnostik
- CCT: Zysten (fakultativ: Kontrastmittelenhancement und perifokales Ödem); kalzifizierte (inaktive!) Zysten, Hydrozephalus
- Liquor: mäßige lymphozytäre Pleozytose und Proteinerhöhung, evtl Glukoseerniedrigung.
- Serodiagnostik: KBR und ELISA im Blut und Liquor
- Eosinophilie in Blut oder Liquor (<50%)
- Weichteilröntgen: Nachweis von intramuskulären oder subkutanen Verkalkungen, besonders im Oberschenkel (<5%)
- selten Nachweis von Wurmeiern im Stuhl
Differenzialdiagnose
- andere Parasitosen (Toxoplasmose)
- Hirntumoren
- Abszesse
Therapie
Medikamentöse Therapie
- Prazyquantel 50mg/kgKG /d in 3 Einzeldosen über 14 Tage. Prazyquantel wirkt nicht auf inaktive, verkalkte Zysten, wahrscheinlich auch nicht auf intraventrikuläre Zysten
- Kombination mit Kortikosteroiden, z.B. Dexamethason 12mg/d p.o. über 14 Tage empfehlenswert.
- Therapieerfolg kann frühestens nach 3 Monaten beurteilt werden (Klinik, CCT, Liquor: Zellzahl, Eiweiß)
- ggf. sind mehrere Wiederholungen des Therapiezyklus durchzuführen
Operative Therapie
- evtl. indiziert bei solitären raumfordernden intrazerebralen Zysten
- dringend indiziert bei spinalen und intraventrikulären Zysten
- externe Liquordrainage bzw. Shuntoperation bei Verschlußhydrozephalus