Lambert-Eaton-Syndrom

Abkürzung: LES

Ätiologie

  • überwiegend Männer (m:w = 2:1, je nach Literatur bis 5:1)
  • Inzidenz ca. 1/100.000
  • Ursache
    • paraneoplastisch (der Tumor wird meist innerhalb von 2 Jahren nach der Diagnose LES gefunden)
      • kleinzelliges Bronchialkarzinom
      • Lymphosarkom
      • andere Karzinome
    • autoimmun
      • Sjögren-Syndrom
      • Autoimmunthyreoiditis
      • rheumatoide Arthritis

Pathogenese

  • es kommt zu Antikörperreaktion gegen Kalzium-Kanäle 
    • hierdurch Hemmung der präsynaptischen Freisetzung von Acetylcholin
    • die Antikörper können in 50-90% nachgewiesen werden
    • sie sind aber auch in 5% bei Myasthenia gravis positiv und damit zur DD gegen diese Krankheit nicht geeignet – selten ist auch eine Mischform Myasthenia gravis / LES möglich

Klinik

  • proximale Muskulatur der unteren Extremitäten sind schwerpunktmäßig betroffen
  • äußeren Augenmuskeln und die bulbäre Muskulatur können mitbetroffen sein
  • typisch für das Lambert-Eaton-Syndrom
    • kurzfristige Zunahme der Muskelkraft nach Belastung
    • Hyporeflexie
    • autonome Störungen
      • Reduktion des Speichelflusses, der Tränen- und Schweißsekretion
      • metalischer Geschmack
      • Störungen der Pupillomotorik
      • orthostatische Störung
      • Impotenz
  • selten Parästhesien
  • Gewichtsabnahme
  • Zunahme der Muskelschwäche durch
    • Antibiotika
    • Magnesium
    • Kalziumantagonisten
    • Jodkontrastmittel
    • Cumarinderivate
    • Erhöhung der Körpertemperatur
  • Besserung vorrübergehend
    • unter Belastung (Muskelkraft nimmt kurz zu)

Diagnostik

Wichtig ist die differentialdiagnostische Abgrenzung von der MG.

  • Tensilon®-Test
    • ist bei Myasthenia gravis (MG) positiv
    • kann auch beim LES positiv ausfallen – daher als DD-Findung nicht geeignet
  • repetitive Stimulation
    • findet sich bei höheren Stimulationsfrequenzen (>10 Hz) bzw. nach maximaler tetanischer Kontraktion (10-60s) ein typisches Inkrement (>100%)
    • bei niedrigen Stimulationsfrequenzen kann wie bei der Myasthenie ein auffälliges Dekrement auftreten
  • Immundiagnostik
    • Antikörper gegen den AchR – kann auch bei LES vorhanden sein, jedoch ist ein gemeinsames Auftreten von LES und MG in seltenen Fällen möglich
    • beim autoimmunen LES finden sich gehäuft andere Autoimmunerkrankungen, deswegen sollten die entsprechenden Laboruntersuchungen veranlaßt werden

DD

  • MG
  • anderen myasthenen Syndromen periphere Neuropathien
  • Guillain-Barré-Syndrom
  • Polymyositis

Wie oben angeführt, ist eine Korrelation mit malignen Erkrankungen gegeben, die oft erst (bis Jahre) nach dem LES gefunden werden. Es ist daher eine Abklärung bezüglich primären Neos unbedingt notwendig

Therapie

  • Behandlung des Grundleidens (z.B. des Neos)
  • 3,4-Diaminopyridin (siehe auch: Pharmazeutische Zeitung)
    • ist ein Kalium-Kanal-Blocker
    • verlängert die Dauer der präsynatpischen Aktionspotentiale durch Blockade des nach außen gerichteten Kaliumstroms – vergrößert den Calcium-Einstrom – mehr Acetylcholin wird freigesetzt
    • wirkt besser als Pyridostigmin oder Neostigmin. Hervorgegangen ist es aus Guanidin, welches es ersetzt hat
    • Reinsubstanz kann bezogen werden
    • Dosierung: initial 10mg/d danach Erhöhung bis50mg/d
      • optimale Dosis variiert stark (15-50mg/d)
      • Dosis verringert sich durch Zugabe von Pyridostigmin
    • Wirkung tritt 20min nach der oralen Einnahme ein und hält für 4 Stunden an
    • NW: adrenerg (Palpitationen, Schlaflosigkeit, ventrikuläre Extrasystolen), cholinerg (Bronchialsekret, Husten, Diarrhoe)
    • NW über 60mg/d: Epileptische Anfälle möglich
    • bei über 80% der Patienten kommt es zu einer signifikanten Verbesserung der Beschwerden
  • Pyridostigmin (Mestinon®)
    • Dosierung: 4x30mg bis 4x60mg/d
    • Wirkung: Erhöhung der postsynaptischen Acetylcholinkonzentration.
  • 7s-Immunglobuline
    • neutralisieren zirkulierende Antikörper und reduzieren die entzündlichen Zytokine
    • weiters blockieren sie den Fc-Rezeptor der Makrophagen
  • Immunsuppression mit
    • Prednisolon
      • z.B. Aprednisolon® 5mg tbl, 25mg tbl
      • oder Solu-Dacortin®, 25/50/250/1000mg je als Trockenstechampullen
        • Dosierung: 1-1,5mg/kgKG/d für 2 Wochen, Reduktion um 10mg/Woche
        • Erhaltungsdosis 7,5-15mg/d
    • Azathioprin
      • Imurek®
        • Dosierung: 2-2,5mg/kgKG/d
        • evtl. in Kombination mit Prednisolon
  • Plasmaaustauschbehandlung
    • 2Liter 3-4mal/Woche für mehrere Wochen
    • keine so eindrucksvolle Verbesserung wie bei Myasthenia gravis.

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