Sexualfunktionsstörungen bei neurologischen Krankheiten

Definition

  • Selten: Isolierte Neurogene Potenzstörungen
  • Häufig, aber selten erfragt:  Sexualfunktionssötrungen als Teilsymptome bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen

Periphere Läsionen – mechanisch

  • Schädigung der vegetativen Beckengeflechte
    • kann zu Verlust von Erektions- und Ejakulationsfähigkeit führen.
    • Ursache:
      • Tumorinfiltration
      • Blutung
      • iatrogene Eingriffe
  • Zerstörung des Sakralmarks und/oder der hier austretenden Nervenwurzeln
    • Erlöschen der reflexogenen Erektionsfähigkeit,
    • wobei bei intakter Sympathikusefferenz die psychogene (zerebrale) Erektion erhalten bleiben kann.
  • Bei zusätzlich Schädigung des thorakolumbalen Marks
    • möglich: psychogen sexuelle Erregung
    • nicht möglich: Erektion sowie Ejakulation
  • Beidseitige Schädigung des N. pudendus
    • Ausfall der somatosensiblen Afferenzen
    • möglich: psychogene Erektionsfähigkeit
    • nicht möglich: reflexogenen Erektionsfähigkeit.

Entzündliche oder metabolische Läsionen

  • diabolischen Polyneuropathie
    • Lubrikation kann mangelhaft sein
    • Anorgasmie möglich
    • Erektions- und Ejakulationsstörungen
      • häufiger beim juvenilen Diabetiker
      • Ursache: gestörte periphere parasympathische Innervation
    • retrograde Ejakulation
      • Ursache: Befall der sympathischen Fasern im inneren Blasensphinkter
  • vegetativer Störungen sind häufig bei (siehe dort):
    • bestimmten Amyloidosen
    • Guillain-Barré-Syndrom

Zentrale Läsionen

  • bei Querschnittläsionen im Hals- oder Brustmarkbereich kann nach Abklingen des spinalen Schocks der spinale Erektionsreflex wieder in Gang kommen; gelegentlich kommt sogar ein regelrechter Ejakulationsablauf rein reflektorisch zustande, vorausgesetzt, dass auch der innere Blasensphinkter funktioniert und eine retrograde Ejakulation so verhindert wird. Bei komplettem Querschnittsyndrom fehlt wegen der Unterbrechung afferenter Rückenmarksbahnen, besonders des Tr. spinothalamicus, die genitale Lustempfindung. Eine psychogene Stimulierung der Erektion ist trotz erhaltenen Libido nicht möglich. Die Sexualfunktionsstörungen bei der querschnittsgelähmten Frau lassen sich entsprechend ableiten. Reine Halbseitenläsionen des Rückenmarks (Brown-Sequard-Syndrom) führen selten zu Potenzstörungen.
  • Störungen im Hypothalamus 
    • Ursache: meist Tumoren
      • meist Kombination aus neurogenen und endokrinen Störungen
    • Symptome: Verlust von Libido und Potenz (auch als Frühsymptom)
  • Bilaterale Läsionen im medialen Temporallappenbereich
    • Anteile des limbischen Systems
    • können zum Klüver-Bucy-Syndrom führen
      • Symptome:
        • anhaltende, allgemeine Triebenthemmung
        • gesteigerte sexuelle Erregbarkeit und Aktivität
    • auch im Rahmen psychomotorischer Anfälle kann es zu sexuellen Empfindungen kommen
  • Diffuse ausgedehnte lokale Großhirnerkrankungen
    • besonders der dominanten Hemisphäre
    • Symptome: Minderung der sexuellen Aktivitäte
  • Stirnhirnerkrankungen 
    • je nach Lokalisation: Antriebsminderung als auch eine Enthemmung möglich
  • Multilokuläre und systemische ZNS-Erkrankungen
    • bei der Multiplen Sklerose sind Störungen der Sexualfunktionen sicher nicht weniger häufig als Blasenfunktionsstörungen. Je nach Verteilung der kleinherdigen Läsionen können unterschiedliche Partialfunktionen betroffen sein; bei Männern stehen Erektionsstörungen, bei Frauen Orgasmusschwierigkeiten im Vordergrund
    • Ferner sind Tabes dorsalis, funikuläre Myelose, Syringomyelie, idiopathische orthostatische Hypotonie und Morbus Parkinson zu erwähnen.

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