Einteilung
Eine Ischämie im Gehirn – also eine Minderdurchblutung oder ein völliger Durchblutungsstopp – entsteht, wenn das Gehirngewebe nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Das kann verschiedene Ursachen haben, die man grob in vaskuläre (blutgefäßbezogene) und systemische Ursachen einteilen kann.
Grobe Einteilung von Schlaganfällen („plötzliche zerebrale Durchblutungsstörung“):
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- Ischämie
- asymptomatisch
- TIA (obsolete: PRIND)
- Progressive Stroke
- Schlaganfall (Stroke)
- Blutung intrazerebral
- Blutung subarachnoidal
- Sinusthrombose
- Ischämie
Anmerkung zu TIA und PRIND
TIA
(Transitorisch ischämische Attacke):
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- Bezeichnung ist weiterhin aktuell, aber die Definition hat sich gewandelt:
- Früher: neurologische Symptome <24 h, vollständig rückläufig
- Heute (moderne Definition):
„Klinische Symptome einer ischämischen Attacke, die sich vollständig zurückbilden, aber ohne nachweisbare Infarkte im MRT (DWI-negativ).“
Es ist also ein bildgebungsbasiertes Konzept geworden. - TIA = “Warnschuss”, hohes Risiko für einen „echten“ Schlaganfall innerhalb der nächsten Stunden oder Tage (ABCD2-Score zur Risikobewertung).
- Bezeichnung ist weiterhin aktuell, aber die Definition hat sich gewandelt:
⛔️ PRIND
(Prolongiertes reversibles ischämisches neurologisches Defizit):
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- War ein Begriff für Symptome, die länger als 24 Stunden, aber unter 7 Tagen andauerten und sich vollständig zurückbildeten.
- Heute obsolet – wird nicht mehr verwendet.
- Länger anhaltenden Symptome sind fast immer mit einem Infarktgeschehen einhergehend (also kein reversibles Ereignis im engeren Sinn).
Genauere Einteilung, bzw. Ursachen einer zerebralen Ischämie
1. Thromboembolien (Gefäßverschluss durch Blutgerinnsel):
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- Kardioembolisch: z. B. bei Vorhofflimmern → Gerinnsel aus dem Herzen gelangen ins Gehirn.
- Arterioembolisch: Plaques oder Thromben aus der A. carotis oder A. vertebralis.
- Paradoxe Embolien: z. B. bei offenem Foramen ovale (PFO), wenn venöse Emboli ins arterielle System gelangen.
2. Lokale Thrombose:
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- Atherosklerotische Plaques in den hirnversorgenden Arterien (z. B. A. carotis interna) können platzen und zur Thrombose führen.
3. Hypoperfusion (systemische Minderdurchblutung):
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- z. B. bei Herzstillstand, schwerem Blutdruckabfall (Schock), massiver Hypovolämie.
- Führt oft zu globaler Ischämie (z. B. in den „watershed areas“ = Grenzzonen zwischen zwei Versorgungsgebieten).
4. Gefäßdissektion:
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- Riss in der Gefäßwand (häufig bei jungen Menschen, z. B. A. carotis oder A. vertebralis).
- Führt zur Einengung oder zum Verschluss des Gefäßes.
5. Vaskulitiden:
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- Entzündliche Erkrankungen der Gefäße (z. B. Riesenzellarteriitis, Lupus erythematodes).
- Können zu Gefäßverschlüssen oder -verengungen führen.
6. Gerinnungsstörungen (Thrombophilie):
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- Angeboren oder erworben (z. B. Antiphospholipid-Syndrom, Protein-C-Mangel).
- Erhöhte Thromboseneigung → erhöhtes Risiko für ischämische Ereignisse.
7. Drogen oder Medikamente:
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- Z. B. Kokain oder Amphetamine → Vasospasmus und Gefäßverengung.
- Auch Nebenwirkungen bestimmter Medikamente (z. B. Chemotherapie).
8. Andere seltene Ursachen:
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- Migräne mit Aura (insb. bei jungen Frauen mit Risikofaktoren).
- Moyamoya-Erkrankung (seltene Gefäßveränderung).
- Kompressionssyndrome, z. B. bei Tumoren oder Gefäßmissbildungen.