Ätiologie u. Epidemiologie
- gefährlichste neurologische Komplikation im Wochenbett
- in besonders schweren Fällen können alle Blutgefäße zuthrombosieren
- Besonders häufig sind Thrombosen im Sinus sagittalis superior und auch in den lateralen Sinus
- Weitere Ursachen sind Infektionen im Bereich der NNH, sowie
- Hyperkoagulopathien
- Cerebrale Thrombophlebitiden, die eine bakterielle Ursache haben, werden oft von einer Meningitis begleitet
Klinik
- zunehmende Kopfschmerzen
- meningeale Reizsyndrom (zunehmend)
- Verlangsamung
- Bewußtseinstrübung
- zunehmender Hirndruck
- neurologische Herdsymptome inkl. epileptischer Anfälle
- wenn Hirndruck zu stark ansteigt: Lebensbedrohlich!
- Cave: Pat. verstirbt, wenn Hirndruck zu spät behandelt wird!
Befunde
- Liquor: in 50% normal
- CCT (unter Kontranstmittelgabe: empty triangle sign bei Thrombose des Sinus sagitalis superior)
- MR-Angio: Sinusthrombosen lassen sich sicher nachweisen, nicht sicher nachweisbar sind Hirnvenenthrombosen
- Angiographie: sie ist in zweifelhaften Fällen immer notwendig. Als Befunde findet man bei einer Sinusthrombose
- nicht dargestellte Venen oder Sinus
- korkenzieherartig geschlängelte Venen
- Gerinnung
- Thrombophilie-Screening
- AT3
- APCR
- Protein S, C
- Immunologie
- Antiphoshpolipid-Antikörper (ANA und Cardiolipin-AK)
- IgM, IgG und IgA (polyklonale Immunglobuline als zirkulierende Antikörper)
- Eine Heparin-induzierte Thrombozytopenie (HIT) ist auszuschließen
- dabei kommt es zu einer Kreuzreaktion mit Heparin (und seltener auch niedermolekularem Heparin)
- Therapie erfolgt mit dem Heparinoid Org10172 (Organon®)
Verlauf
- 30% versterben, wenn keine Heparinisierung erfolgt
- 5% versterben auch unter der Vollheparinisierung
Therapie
bei blander Sinusthrombose
- Antikoagulation
- primär Vollheprarinisierung: Heparin 25000 IE/50ml; 10ml als Bolus, Beginn mit 2ml/h(Zielwert pTT 2-3 x Ausgangs-pTT: ca. 50-70s). Cave: Heparinisierung bedarf der ständigen pTT-Kontrolle!. Nach Absetzen von Heparin ist nach ca. 1h eine Normalisierung der pTT zu erwarten.
- nach 14 Tagen: Orale Antikoagulation (MarcoumarŽ, SintromŽ). Zielwert INR 2,5-3,5.
- Dauer: ohne erhebbarer Gerinnungsstörung 6 Monate
- mit Gerinnungsstörung (z.B. Faktorenmangel): lebenslang
- Hirndrucksenkende Therapie
- Antikonvulsiva, evtl. auch prophylaktisch (DPH – beeinflußt nicht die Vigilanz)
- Analgesie
- Paracetamol 500mg supp
- Tramundal retard 100mg
- gegen Übelkeit:
- Ondansetron (z.B. Zofran®)
- bei progredienter Symptomatik (Angio-MRT-Kontrolle) unter Vollheparinisierung: Lyse mit Urokinase oder TPA (Actilyse®)
bei septischer Sinusthrombose
- Breitbandantibiotika (Kombination)
- Cefotaxim (Claforan®) oder Ceftriaxon (Rozephin®)
- Metronidazol (Anaerobex®)
- Ampicillin (Binotal®)